Der Musterschüler
(Apt Pupil)
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Darsteller: Ian McKellen, Brad Renfro, Bruce Davison, Elias Koteas, Joe Morton, Jan Triska u.a. Regie: Bryan Singer, USA 1998 111 Minuten |
INHALT:
Der 16-jährige Todd Bowden soll eine Hausarbeit über den Nationalsozialismus schreiben. Bei seinen Recherchen stößt er auf das Bild eines gesuchten Kriegsverbrechers, auf dem er einen alten Nachbarn erkennt. Magisch angezogen steht er am nächsten Tag vor dessen Tür und zwingt den Ex-KZ-Offizier Kurt Dussander, der sich längst vor Entdeckung sicher glaubte, ihm en detail von der Vergangenheit zu erzählen. Um seine Haut zu retten, entwickelt der alte Nazi ungeahnte Aktivitäten - und Todd wird sein williger Schüler. Regisseur Bryan Singer ("The Usual Suspects") inszenierte diesen ungewöhnlichen Psycho-Thriller mit Ian McKellen und Brad Renfro in den Hauptrollen nach einer Geschichte von Stephen King.
Der 16-jährige High-School-Schüler Todd Bowden (Brad Renfro) nimmt an einer Unterrichtsreihe über den Holocaust teil. Fasziniert vom Thema, besorgt der aus gutem Hause stammende Musterschüler sich Literatur und vertieft sein Wissen über den Nationalsozialismus. Dabei stößt er zufällig auf ein altes Schwarzweißfoto, auf dem er seinen Nachbarn Arthur Denker (Ian McKellen) wiedererkennt. Als Todd die Fingerabdrücke auf Denkers Briefkasten mit denen aus der Schuldatenbank vergleicht, ist jeder Zweifel ausgeräumt: Arthur Denker ist in Wahrheit der seit 40 Jahren international gesuchte Nazi-Verbrecher Kurt Dussander, der für über 90.000 Morde verantwortlich ist. Neugierig klinget Todd eines Abends an Dussanders Tür und konfrontiert ihn mit seiner Vergangenheit. Doch der geschichtsinteressierte Junge will den Massenmörder nicht ausliefern. Stattdessen verspricht er dem SS-Schergen, seine falsche Identität zu wahren, falls dieser ihm im Gegenzug aus erster Hand und im Detail erzählt, was in den Gaskammern passierte und was man sich in der Schule nicht zu sagen traut. Gebannt von den Gräuelgeschichten, besucht Todd den untergetauchten Verbrecher nun tagtäglich. Um ihren Sohn besorgt, laden Todds Eltern den alten Mann schließlich zum Abendessen ein, der sich jedoch als charmanter Plauderer gibt, um jeglichen Argwohn zu zerstreuen. Als seine schulische Leistungen rapide absacken, hilft Dussander seinem "Freund" aus der Patsche, indem er sich bei Todds Vertrauenslehrer French (David Schwimmer) als verständnisvoller Großvater ausgibt. Die Geister, die er rief, wird Todd nun nicht mehr los, denn nun hat Dussander seinerseits ein Druckmittel gegen Todd in der Hand. Außerdem hat die Erinnerung an seine Vergangenheit in dem alten SS-Offizier die Lust zum Töten wieder erweckt. Doch als er den Obdachlosen Archie (Elias Koteas) umbringen will, erleidet er unverrichteter Dinge einen Infarkt. Mit letzter Kraft ruft er Todd an, um seinen Musterschüler dazu zu bringen, die Tat zu vollenden...
Kommentar:
Nach seiner zweiten Regiearbeit "Die üblichen Verdächtigen", einem Überraschungserfolg bei Kritik und Publikum, realisierte Bryan Singer ("X-Men - Der Film") mit "Der Musterschüler" eine Kurzgeschichte von Stephen King, die -ebenso wie "Pin Up - Die Verurteilten" und "Die Leiche - Stand by me-Das Geheimnis eines Sommers"- der Storysammlung "Frühling, Sommer, Herbst und Tod" entstammt. King bewegt sich auf für ihn eher ungewohntem Terrain. Es geht einmal nicht um Monster, Paranormales und Extraterrestrisches, sondern schlicht um das Böse. Singer hat aus der Story einen zweigeteilten Film gemacht. Ist die erste Hälfte ein brillianter Dialogfilm mit einem herausragenden Ian McKellen als Nazi, ist die zweite ein klarer Thriller um die Frage, wie Todd sich aus den Fängen Dussanders wird befreien können....
Die Geschichte vom Zauberlehrling, dessen Wissensdurst schnell der Faszination des Bösen weicht, erzeugt durch präzise Zeichnung der Charaktere bis zuletzt eine beklemmende Spannung. Brad Renfro ("The Client"; "Sleepers") und Ian McKellen - der zuletzt als Gandalf in "Herr der Ringe" brillierte - zeigen eine hervorragende schauspielerische Leistung.